Kolumne BZ 14.03.2015 – Industriegebiet um jeden Preis?

Das Industriegebiet im Zweckverband Eichwald in Sachsenheim weist auf der Nordseite der Umgehungsstraße ca. 60 ha aus. Als Gewerbestandort hat sich das fruchtbare Ackerland gut etabliert und wirbt auf seiner Website mit einer „einmaligen Einbindung von Firmen in die Natur“. Demnächst wird – diesmal auf der Südseite der Umgehungsstraße – eine weitere Fläche von 28ha erschlossen, insgesamt sind 99ha geplant. Die Freien Wähler lehnen die Ausdehnung des Gewerbeparks ab.

Andeas Unkel

Andeas Unkel

Bereits bei der Erschließung Eichwald Nord sind Biotope und ökologische Lebensräume erheblich reduziert und zerstört worden.

Durch die im Vergleich zu anderen Städten geringen Gewerbesteuersätze werden große Unternehmen, die bislang nicht ortsansässig waren, an die Ränder von Bietigheim-Bissingen gelockt – neue Arbeitsplätze werden von diesen Konzernen dagegen nur geringfügig geschaffen und die Gewerbesteuer wird am Stammsitz abgeführt.  Zugunsten dieses Wirtschaftswachstums müssen zum Teil Landschaftsschutzverordnungen gelockert werden und neben den ökologischen Schäden wie dem Verlust von Lebensräumen für Tier und Mensch lädt sich die Stadt weitere Verkehrsprobleme auf, wie sich am Beispiel Eichwald bereits jetzt zeigt: Mehr Stau durch die auf Lagerung und Transport spezialisierten Unternehmen, die zwischen der B27 und der A81 Bietigheim-Bissingen passieren. Der Aufschrei ist groß und die Stadt wiederum soll dafür sorgen, dass der Verkehr läuft.

Erneut steht ein zusätzliches Gewerbegebiet zwischen Bissigen und Tamm (im Erlengrund) zur Disposition. Wie im Eichwald sollen auch hier Industrieflächen auf jetzigem Ackerland entstehen. Eine Expansionspolitik dieser Art ist mit nachhaltigem Wachstum nicht zu vereinbaren.

Fazit: Gewerbeflächen dürfen nur begrenzt neu ausgewiesen werden, um ein moderates Wachstum zu gewährleisten. Der örtliche Mittelstand muss bei der Vergabe von Grundstücken bevorzugt werden. Örtliche mittelständische Unternehmen müssen gestärkt werden, indem kleinere Flächen für sie ausgewiesen werden.

Gerade im Hinblick auf zukünftige Generationen sollten wir uns die Frage stellen, wie wir Nachhaltigkeit und Innovation so verbinden können, dass neben der Standortqualität auch die Lebensqualität erhalten bleibt.

 


Kommentar schreiben

Mit dem Nutzen des Kommentarbereiches erklären Sie sich mit der Datenschutzerklärung einverstanden.


Kommentar