Kolumne BZ 29.10.2015 – Es sind Menschen gekommen

Es würde zu weit führen, unsere eigene Verantwortung oder eben Nichtverantwortung an den Missständen in der Welt hier erörtern zu wollen.

Fakt ist: Der Bürgerkrieg in Syrien, die schlimmen Lebensbedingungen in Afrika und auf dem Balkan sind nun auch in der Bietigheim-Bissinger Realität angekommen. Seither hat ein rigides Asylgesetz und geschlossene europäische Grenzen das alles von uns fern gehalten. Frau Merkel nebst ihrem Kabinett haben dies nun auf eine eigenartig willkürliche Weise geändert. Aus Sicht von Menschlichkeit und Nächstenliebe allerdings eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung.

Nur hat Sie dabei eines vergessen: Die Menschen im eigenen Land mitzunehmen.

Das viel zitierte „Wir schaffen das“ versprüht aus den Mundwinkeln der Kanzlerin wenig Dynamik. Vor allem angesichts der Probleme, die die freiwillig helfenden Menschen vor Ort ganz konkret zu bewältigen haben. Und die haben mehr und mehr nicht das Gefühl, es zu schaffen. Auf den Ämtern tobt das Chaos, die Mitarbeiter arbeiten seit Wochen über der Belastungsgrenze und bekommen doch keinen Fuß auf den Boden angesichts der immer noch mehr anschwellenden Flüchtlingsströme. Alle Beteiligten fühlen sich alleingelassen.

Es sind viele Fragen offen. Nicht zuletzt, warum so wenig Geld und Personal aus Berlin kommt? Warum hält die Bundesregierung Zahlungen an die Hilfswerke zurück, die beispielsweise direkt in Jordanien und Libanon helfen?

Viele Menschen haben Sorgen, was auf Sie zurollt, wissen nicht wie das werden soll, wie das gehen kann, wie das gelingen soll. Es geht ihnen zu schnell und die Dimensionen sind kaum noch zu fassen, die Lage wird unübersichtlich. Und wem das dann tatsächlich zu viel werden sollte, der sollte seinen Zorn, sein Unverständnis, seine Sorgen und Ängste in Berlin abladen. Aber nicht bei den Ämtern und Helfern vor Ort. Und vor allem nicht bei den hilfesuchenden Menschen.

Denn trotz aller Schwierigkeiten, eines ist klar: Den Menschen, die zu uns gekommen sind und auch denen die kommen werden, helfen wir mit allen Mitteln. Wir werden sie auch weiterhin willkommen heißen und mit allem Nötigen versorgen. Wir werden ihnen auch weiterhin gute Gastgeber sein und werden ihnen auch weiterhin mit aller Menschlichkeit begegnen. Denn es sind Menschen zu uns gekommen, nicht nur Flüchtlinge.